Wenn du dich schon öfter gefragt hast: Warum brauche ich denn Verstärkungsmaterial? Dann habe ich dir hier zwei Beispiele und die Erklärung dazu zusammengefasst. Das Thema ist sehr umfangreich und dieser Artikel kratzt nur an der Oberfläche. Das Material spielt hinter den Kulissen und kann extrem an die Bedürfnisse der Fertigung angepasst, bzw. gewählt werden. Es gibt viele verschiedene Verstärkungsmaterialien von noch mehr Herstellern. Trotzdem hoffe ich, der Artikel hilft dir einen Überblick über das Thema zu erlangen.

Allgemein
Verstärkungsmaterial brauchst du immer dann, wenn das Material, das du verwendest, nicht stabil/voluminös/formbar/standfest genug für deine Anforderungen ist. Das ist nichts Schlimmes, sondern einfach etwas, mit dem du arbeiten kannst. Je mehr du ausprobierst, desto eher bekommst du auch ein Gefühl dafür, was gut für dich funktioniert.

Zwei Beispiele bei denen Verstärkungsmaterial sinnvoll ist
1. Du hast ein wunderbar weiches Lammnappa und möchtest daraus ein Kartenetui fertigen. Das Kartenetui soll seine Form auch ohne Karten behalten.

2. Du nähst Griffe an deine Reisetasche aus Blankleder. Die Tasche ist recht groß und wird daher einiges an Gewicht tragen müssen.

Im ersten Beispiel brauchst du das Verstärkungsmaterial, um das Leder zu stabilisieren, und trotzdem die tolle Haptik des Leders zu erhalten.
Im zweiten Fall geht es darum, das Gewicht der Tasche, das ja an der Naht hängt, zu -im besten Fall – stabilisieren und zu verteilen.
Was kannst du zum Stabilisieren verwenden?
Grundsätzlich kannst du alles verwenden, Papier, Pappe, Zeitungspapier, Leder, Kunststoff, Lederfaserstoffe, Kork, Metall, Textilien oder Vliese.
Was du brauchst, hängt wieder vom Einsatzzweck und deinen Erwartungen ab.

Für unser Kartenetui wäre es uns wichtig, das Leder etwas zu festigen, jedoch sollte das Etui trotzdem leicht bleiben. Die Verstärkung soll nähbar sein und lange halten.
Viele greifen nun zu Lederfaserstoffen (bonded leather). Solche verklebten Leder Pressmaterialien hatten früher den Nachteil, dass die „Kleb“-Masse (Bindemittel) des Materials instabil wurde und sich aufgelöst hat. Ob modernere Lederfaserstoffe haltbarer sind, kann ich aus der jetzigen Sicht noch nicht beurteilen, aber wir werden sehen.

Ich verwende mittlerweile am liebsten Verstärkungsmaterial, das gewebt, oder eine Art „langfaserig“ ist, wie Vliese.
Zu viele Reparaturen hatte ich bereits, bei dem mir nach dem Auftrennen nur noch Staub der Lederfaserstoffe oder Zellulose (der Pappe) entgegengefallen ist.
Des Weiteren ist es mir persönlich immer wichtig bei den verwendeten Materialien, dass diese nach einem Knick, die Knickstelle nicht dauerhaft geknickt bleibt. Viele moderne synthetische Verstärkungsmaterialien haben diesen Vorteil. Einen anderen Tipp, um dauerhaft sichtbare Knickstellen zu vermeiden, kannst du hier lesen.

Im zweiten Beispiel geht es darum zu verhindern, dass die Naht durch das Fasergefüge des Leders reißt, da wir mit einer Naht das Leder immer in einer Art und Weise perforieren. Natürlich ist eine größere Stichlänge von Vorteil, wenn du dich mehr mit Stichlängen auseinandersetzen möchtest, habe ich einen Beitrag zum Thema richtige Stichlängenwahl verfasst.

Um dieser Perforierung entgegenzuwirken, kannst du diese Bereiche mit Gewebe verstärken. Am besten ein dicht gewebtes und nicht zum Ausfransen neigendes Gewebe, mit Backing, ist von Vorteil.
Cordura und ähnliche Materialien haben den Vorteil, dass sie so entwickelt sind, möglichst strapazierfähig zu sein. Es gibt auch spezielles Nylontape, das für diese Zwecke konzipiert wurde.
Fazit
Ob du nun Verstärkungsmaterial brauchst, oder nicht, kannst du oft schon bei der Lederauswahl steuern. Möchtest du aber ein weiches Leder für eine steife Tasche verwenden, kann ich dir nur empfehlen einige Probestücke zu verkleben und danach auszuwählen, welche Haptik du anstrebst. Achte aber auch unbedingt auf den Faktor Gewicht bei großen Projekten.
Leider ist es sehr schwer für private Kreative oder Gewerbetreibende, kleinere Mengen der Materialien zu guten Preisen zu erhalten. Bleib daher kreativ und halte die Augen offen.
Liste der erwähnten Produkte
Alternative aus dem kreativen/textilen Bedarf