
„Wofür brauche ich denn Kantenbearbeitung?“, fragst du dich? Du möchtest die Kanten deines Projekts schützen, und schön machen? Dann solltest du zuerst auf einige Punkte achten, und dich mit der Kantenbearbeitung auseinandersetzen.
Achte im Umgang mit Kantenfarbe immer auf deinen Schutz und den Schutz deiner Umwelt. Lies dazu die Datenblätter deines Herstellers, und halte dich daran.
Welches Material hast du verarbeitet?
Je nachdem, welches Material du verwendet hast, kannst du verschiedene Techniken zur Kantenbearbeitung verwenden.
Eine Möglichkeit, die du fast immer anwenden kannst, ist das Verwenden von synthetischen Kantenfarben. Sie haften auf fast allen Untergründen (das kannst du auch vorab testen) und liegen wie eine schützende Schicht auf deiner Kante oben auf.
Bei vegetabil gegerbten Ledern kannst du die Kante mit Wasser und Hitze bearbeiten, und so einen gewissen Grad einer Versiegelung erzielen.
Zusätzlich kannst du dann Produkte auftragen, um den Schutz zu erhöhen. Auch vegetabiles Leder kannst du mit synthetischen Kantenfarben versiegeln.
Chromgegerbte Leder lassen sich nur schwer mit den „traditionellen Methoden“ schön verarbeiten. Das Leder an sich nimmt Wasser nicht so an, wie eben ein vegetabil gegerbtes Leder. Daher würde ich eher zu synthetischen Kantenfarben greifen.
Wenn du zum Beispiel Reststücke verarbeitest, kannst du dein Material mittels einer Brennprobe testen, und so herausfinden, was du vor dir hast.
Vorbereitung der Kante
Unbedingt solltest du dein Kantenprodukt auf einem Reststück testen, bevor du an deinem Werkstück loslegst!
Die Produktkante sollte vor Beginn trocken, staubfrei, fettfrei und ebenmäßig sein. Falls deine Kante aus mehreren Lagen besteht, und diese nicht miteinander abschließen, wird es schwierig eine schöne Kante nach Abschluss der Bearbeitung zu erzielen. Falls deine Kante doch nicht ganz bündig ist, kannst du versuchen durch Schleifen mit dem Schleifpapier die Unebenheiten zu egalisieren. Alternativ kannst du die Kante mit einer Glasscherbe abziehen, manche schwören darauf, ich bin eher Team beschneiden. Beim Beschneiden arbeitest du von vornherein mit einer Zugabe, die du, nachdem du abgenäht hast, mit dem Halbmond beschneidest/weg schneidest, und so eine perfekt bündige Kante.

Nicht bündige/ unschöne Lederkante, hier müsste man noch einiges an Zeit investieren, und durch Schleifen, sowie mehrmaliges auftragen und aufbauen einer Lederfarbkante ein schönes Endergebnis zu erzielen. Daher lieber von Anfang an ordentlich, genau und sauber arbeiten.
Auftrag der Kantenfarbe
Je nachdem welche Kantenveredelung du anwendest, benötigst du dafür einen Schwamm (du kannst auch Schaumstoffabschnitte ausprobieren), einen speziellen Kantenroller, oder einfach nur ein Holzstäbchen bzw. eine Ahle und persönliche Schutzausrüstung, wie Handschuhe und Schutzbrille können sinnvoll sein. Um schnell eventuelle Patzer entfernen zu können, hab am besten ein feuchtes Stück Tuch (Reststück, Lappen etc.) zur Hand, um Tropfen von der Ledernarbenseite schnell entfernen zu können.

Polieren
Nachdem deine Kante getrocknet oder angetrocknet ist, solltest du sie mit einem Tuch polieren. Das Tuch sollte fusselfrei, und flusenfrei sein, und mit der durch Reibung entstehenden Hitze kannst du die Oberfläche polieren, und eventuell abstehende Lederfasern und Unebenheiten erfühlen.



Warum bearbeite ich eine Lederkante?
Die Kanten deines Projekts sind die ein sensibler Punkt. Durch den offenen Querschnitt können sich Lederfasern lösen, oder Feuchtigkeit eintreten. Durch die Feuchtigkeit kann Leder zum Beispiel auch aufquellen und, nach mehrmaligem nass werden und trocknen, hart und spröde werden.
Mit der Kantenbearbeitung versiegelst du die Kanten und verhinderst den Abrieb.
Die Bearbeitung deiner Kanten hat zum anderen aber auch dekorative Zwecke, wenn du kontraststarke Kantenfarbe aufträgst, oder mit matten oder glänzenden Akzenten spielst.
Auch ist eine schön gearbeitete Kante wie ein Handschmeichler, insbesondere an Taschengriffen oder ähnlichem. Das nur zugeschnittene Leder weist einen 90 Grad Winkel auf, der sich gegebenenfalls ziemlich scharfkantig anfühlen kann.

Alternative zum aufgetragenen Kantenschutz
Verarbeitest du an deinem Projekt die Kanten mit Einschlag, oder nähst rechts auf rechts und wendest die Tasche, mit und ohne einen Keder (ähnlich Paspel) schützt du auch die Kante. Jedoch ist die Reparatur solcher Kanten zeitaufwendiger als das Abschleifen und Auftragen einer neuen Kante. Eine weitere Möglichkeit des Abschlusses wäre das Anbringen eines Leder Besatzes, dieser kann auch nach den vielen Jahren des Gebrauchs aufgetrennt und ersetzt werden.



Fazit Kantenbearbeitung
Eine toll verarbeitete Kante ist ein richtiger Wow-Faktor, eine nicht so tolle Kante fällt dem Betrachter leider auch sofort ins Auge. Achte auf eine saubere Ausführung und teste deine gewählten Produkte auf jeden Fall vorab aus.
Liste der erwähnten Produkte
Mein Kantenroller ist eine Sonderanfertigung, die ich von einem lieben Kollegen geschenkt bekommen habe.
Kantenroller (Einsteigerprodukt, habe ich auch verwendet, mit der konischen Form kannst du auch gut Innenwinkel bearbeiten)
Kantenroller, optisch ansprechende Alternative, habe ich aber noch nicht verwendet
Klammern sind immer praktisch zur Hand